Hildegard Knef: 100 Jahre Rebellion, Charme und unsterbliche Lieder

100 Jahre Hildegard Knef: Ihr Make-up-Artist erinnert sich - Hildegard Knef: 100 Jahre Rebellion, Charme und unsterbliche Lieder

Hildegard Knef – eine der prägendsten Künstlerinnen des Nachkriegsdeutschlands – wäre an diesem Sonntag 100 Jahre alt geworden. Geboren am 28. Dezember 1925 in Ulm, wurde sie als Sängerin, Schauspielerin und Schriftstellerin zu einer Ikone, deren Einfluss von Berlins Kabarettbühnen bis nach Broadway reichte. Ihr Vermächtnis wirkt bis heute nach.

Ihr Durchbruch gelang Knef 1946 mit Die Mörder sind unter uns, dem ersten deutschen Spielfilm nach dem Krieg. Doch ihre Karriere beschränkte sich nicht auf die Schauspielerei: Sie schrieb eigene Songtexte, stand am Broadway auf der Bühne und veröffentlichte mit Der geschenkte Gaul eine erfolgreiche Autobiografie. Lieder wie Für mich soll’s rote Rosen regnen, Im 80. Stockwerk oder Von nun an ging’s bergab wurden zu Evergreens, während Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen zur inoffiziellen Hymne der Stadt avancierte.

Hinter den Kulissen galt Knef als scharfzüngig und unerschütterlich. Ihr langjähriger Maskenbildner und Vertrauter René Koch beschrieb sie als Frau mit zwei Gesichtern: privat die fürsorgliche Hilde, öffentlich die bestimmende Diva. In Briefen nannte sie ihn scherzhaft „Geliebter René“ und bat ihn um Hilfe für „Haut und Seele“. Koch erinnerte sich an sie als „Steh-Auf-Frauchen“ – jemand, der sich selbst an den dunkelsten Tagen immer wieder aufrappelte. Ihre kleinen Luxusse – eine Schachtel Marlboro, eine Flasche Dom Pérignon, russischer Kaviar – spiegelten ihren freimütigen, kompromisslosen Charakter wider. Als Steinbock mit Skorpion-Aszendent war Knef direkt, mitunter schonungslos, und wich keiner Konfrontation aus. Wer sie kannte, berichtete von ihrer Ehrlichkeit, die mal bezirzte, mal verletzte – doch vor allem prägte sich ihr Lachen ein und ihr unbeugsamer Wille, nie lange am Boden zu bleiben.

Jahrzehnte nach ihrem Höhepunkt ist Knefs Einfluss auf die deutsche Kultur ungebrochen. Ihre Lieder laufen noch immer in Berliner Bars, ihre Filme werden studiert, und ihre Schriften zeugen von ihrem scharfen Verstand. Obwohl sie 2002 starb, erinnert ihr 100. Geburtstag an ein Leben, das sich trotzig gegen Konventionen stellte – und an ein Talent, das sich der Vergessenheit verweigerte.