Hessens Zahlkarte für Flüchtlinge: Warum Bargeldmangel und Tauschstellen das System belasten

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Personen mit einem Gutschein und Schildern, einem Stuhl und einem Blatt Papier im Hintergrund.

Warum tauschen Wechselstuben Zahlungskarten für Flüchtlinge aus? - Hessens Zahlkarte für Flüchtlinge: Warum Bargeldmangel und Tauschstellen das System belasten

Neues Zahlkartensystem für Flüchtlinge in Hessen sorgt für finanzielle Belastung und logistische Probleme

Flüchtlinge in Hessen erhalten einen Großteil ihrer staatlichen Leistungen nun als Guthaben auf einer Zahlkarte – ihnen bleiben nur noch 50 Euro Bargeld pro Monat. Viele wechseln daher in Tauschstellen, um Gutscheine in dringend benötigtes Geld umzuwandeln, doch die Auflagen bleiben streng.

Die Zahlkarte, die für Asylsuchende und abgelehnte Antragsteller mit einer vorübergehenden Aussetzung der Abschiebung (Duldung) gedacht ist, funktioniert wie eine Debitkarte und kann bundesweit ohne regionale Beschränkungen genutzt werden. Allerdings ist der Zugang zu Bargeld stark eingeschränkt, sodass Flüchtlinge auf ausgewählte Geschäfte angewiesen sind – statt auf Flohmärkte oder Secondhand-Läden, in denen sie sonst oft einkaufen.

Als Umgehungslösung haben sich in Städten wie Gießen und Offenbach Tauschstellen etabliert. Dort kaufen Flüchtlinge mit ihrer Zahlkarte Lebensmittelgutscheine, die sie anschließend gegen Bargeld eintauschen. Doch die Besucherzahlen sinken: In Gießen kommen statt früher 70 bis 80 Personen abends nun nur noch etwa 50. Dies könnte auf weniger Neuankömmlinge oder wachsende Schwierigkeiten im Umgang mit dem System hindeuten. Noch nicht alle Kommunen haben die Karte vollständig eingeführt. Bisher ist Hanau die einzige Ausnahme, während Städte wie Frankfurt, Wiesbaden, Kassel und Darmstadt seit 2024 mit Tauschstellen kooperieren. Diese, in Zusammenarbeit mit dem Land Hessen und lokalen Sozialträgern betrieben, wandeln das Kartenguthaben in Lebensmittel- und Grundversorgungsgutscheine um, um Missbrauch zu verhindern.

Kritiker wie Hinrich Garms vom Verein Offenbach Solidarisch werfen dem System vor, es erschwere Flüchtlingen bewusst das Leben, statt sie zu unterstützen. Die Einführung der Zahlkarte verläuft in Hessen uneinheitlich – viele Flüchtlinge haben weiterhin nur begrenzten Zugang zu Bargeld und Einkaufsmöglichkeiten. Zwar bieten die Tauschstellen eine gewisse Entlastung, doch die Einschränkungen und rückläufige Nutzung zeigen die anhaltenden Herausforderungen. Die langfristigen Folgen für die finanzielle Selbstständigkeit der Flüchtlinge und ihren Zugang zu Grundgütern bleiben abzuwarten.